Teilausschnitt aus der Einführungsrede von Dr. Antje Lechleiter© im Kulturwerk T66:
Diplomausstellung Edith Maryon Kunstschule 11.07.2019

Eine Vielzahl von kleinen Papierrollen hat Ramona Hurkes zu einer Boden- und  Wandarbeit zusammengefügt. Formal mögen diese Objekte an einen Kokon und ein Tierfell erinnern, doch es geht der Künstlerin weniger um inhaltliche Fragen als um den, zumeist langwierigen, Prozess, aus dem die Arbeiten heraus entstehen. Das was mit der Hand gemacht wird, die Handlung, steht also im Vordergrund. In unserem Fall hat die Vervielfachung der einzelnen Elemente die Objekte zunächst in eine Unüberschaubarkeit und Unregelmäßigkeit getrieben. Durch das mehrfache Abschleifen der Oberfläche, beziehungsweise durch den Überzug mit Lack wurde dann wieder eine größere Klarheit angestrebt. Damit hat sie das Thema ihrer Diplomarbeit, "Grenze und Verbindung", eingelöst, denn das Wesen dieser Werke zeigt sich nicht in der Auflösung und Zergliederung ihres Volumens, sondern in der Verbindung von Körper, Oberfläche und Raum durch traditionell bildhauerische Begriffe wie Material, Masse und Rhythmus. Die 9-teilige Wandarbeit fügt sich aus einer Serie von Fotografien, die Ramona Hurkes durch eine lange Pappröhre aufgenommen hat. Wie Gestirne oder Planeten schweben die Lichtpunkte mit ihren zarten Binnenlinien vor einem schwarzen Hintergrund. Der Minimalismus dieser Gestaltungen eröffnet dem Betrachter ein Maximum an Sehereignissen. 

Teilausschnitt aus der Zeitschrift Kulturjoker, Pressetext Dr. Heike Piehler:
Diplomausstellung Edith Maryon Kunstschule 

Ramona Hurkes hat ihre organischen Formen aus Papier entwickelt, das sie in minutiöser Arbeit geformt und zu großen Wabengebilden zusammenfügt hat. Die gelernte Bauzeichnerin interessiert sich für räumliche Verbindungen zwischen Innen und Außen. „Wo befindet sich die Grenze? Gibt es überhaupt Grenzen?“ fragt sie. In ihrer Fotoserie ist der enge Innenraum von Röhren nur indirekt dargestellt, definiert durch den Lichtpunkt am Ende der Röhre. Die Künstlerin zeigt ihre dreiteilige Installation als Kombination einer Bodenarbeit, einer Wandarbeit und einer frei hängenden Plastik. Es ist ein prozesshaftes Gestalten, in dem die Form nach und nach aus dem Material heraus erwächst. Ihre frei hängende Wabenplastik hat sie im Verlaufe eines Jahres immer weiter bearbeitet und durch mehrfaches Schleifen zu der abschließenden Form gefunden. Letztlich erschafft sie Formen ohne Oberflächen: Konstruktion, Raum und Oberfläche sind untrennbar miteinander verbunden.

Diplomzeugnis, Dozent Jens Reichert

Mit großer Ernsthaftigkeit, Ausdauer, Leidenschaft und feinem Humor, arbeitet Ramona Hurkes an grundlegenden Fragen von Menschsein und Kunstmachen.
Oft ohne Worte und ohne leicht zu erfassenden Kontext schafft sie es zu skulptural und bildnerisch überzeugenden Antworten zu kommen. Diese erschließen sich anfangs gänzlich über die reine Wahrnehmung und eröffnen dann ein reiches Tableau an Assoziationen und weiterführenden Gedanken. 
Die plastischen Objekte an der Wand, im Raum und auf dem Boden, die Fotografien und die grafischen Textarbeiten bilden zusamen ein Ensemble, welches den Ausstellungsraum
gliedert und ihn kraftvoll und zugleich sensibel vitalisiert.
Sie ist eine “echte Bildhauerin” die mit ausgeprägtem handwerklichem Können, großem Improvisationsvermögen, Gespür für schlüssige Formen und Einfühlungsvermögen ins Material neue Gebilde schafft, die man so vorher noch nie gesehen hat. Ganz sinnlich und kühl zugleich. 
Ganz zeitgenössisch.